Für ernährungsbewusste Eltern brechen jetzt harte Zeiten an: In der Vorweihnachtszeit (die, wenn man dem Marketing des Lebensmittelhandels glauben darf, ja offenbar irgendwann Ende August beginnt) sind Schokolade und andere Zuckerbomben omnipräsent – im Supermarktregal, in Omas Keksdose, zu Hause im Nikolausstiefel oder in diversen Adventskalendern, die den Kleinen ja inzwischen auch an jeder Ecke in die Hand gedrückt werden. Erschwerend dazu rechnen darf man in Zeiten von Corona noch ein gutes Maß an Lockdown-Langeweile, die dem Frust-Naschen noch einmal einen Extraschwung verleiht. Mit: „Deutlich, aber freundlich – hart, aber nicht eisern“ ließe sich eine Haltung beschreiben, die man Eltern auf dem schmalen Grat zwischen Zuckerschock und Familienfehde an die Hand geben könnte.
Wenn Kinder das erste Mal etwas Süßes naschen dürfen,
Vor allem in Ausnahmesituationen ist es oft schwer, den Konsum zu begrenzen: Seit Beginn der Corona-Pandemie essen Kinder nachweislich mehr Süßigkeiten wie Schokolade, Gummibärchen, Kekse und Eis. Dies ist eines der Ergebnisse einer Umfrage, die das Else Kröner- Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt hat.
Die latente Gefahr:
Deshalb sagen Experten:
Es hilft,
Bewährt haben sich zum Beispiel Regeln wie diese:
– Am Vormittag wird nicht genascht.
– Vor den Mahlzeiten gibt es nichts Süßes.
– Es wird bewusst am Tisch genascht und nicht nebenbei beim Spielen.
– Nach dem Naschen werden die Zähne geputzt.
Aus dem Nebenbei-Naschen wird so bewusstes Genießen,
und das schränkt den Konsum ein: Denn wer zum Beispiel nachfühlt, ob ein rotes Gummibärchen anders schmeckt als ein grünes, genießt was er isst, und braucht nicht immer noch mehr davon.
Und was ist jetzt in der Vorweihnachtszeit,
wenn sich die Süßigkeiten nur so stapeln? Die Regel lautet „Aus den Augen, aus dem Sinn“: Die süßen Schätze also in einer Schachtel oder Dose sammeln und dann gemeinsam mit dem Nachwuchs Tagesrationen für eine Woche aussuchen. So gibt es nicht täglich Streitereien, die Kleinen wissen genau, was sie erwartet. Kindern ab fünf Jahren können Eltern schon selbst überlassen, ob sie die Rationen Tag für Tag essen oder mehrere auf einmal. Sie lernen so, sich zu entscheiden, ob sie wirklich Appetit darauf haben, und erfahren, dass das, was sie schon gegessen haben, unwiderruflich weg ist. Aber: Der Nachwuchs sollte seine Wochenrationen nicht im eigenen Zimmer aufbewahren. Süßigkeiten sind Lebensmittel und gehörten in die Küche, außerdem sind sie dann nicht so leicht verfügbar.
Damit nicht zu viele Marzipanbrote und Nikoläuse in der Sammeldose zusammenkommen,
braucht es deutliche Worte an die Schenkenden: Eltern sollten Verwandte und andere Süßigkeitenüberbringer bitten, sich auf eine Sache zu beschränken und ansonsten lieber Zeit zu schenken. Denn welches Kind liebt es nicht, gemeinsam mit Oma oder Tante etwas zu unternehmen? Da wird die Schokolade dann gar nicht so sehr vermisst.
Gesunde Süßigkeiten gibt es schlichtweg nicht,
auch Müsliriegel enthalten zu viel Fett und Zucker. Doch gerade ältere Kinder lassen sich nur noch selten mit Obst abspeisen: Wenn sie etwas Süßes wollen, kann – unter Beachtung der Naschregeln – auch ein kleiner Tauschhandel funktionieren. Einen Keks gibt es beispielsweise erst, wenn eine halbe Birne gegessen wurde.
Und noch etwas sollten Eltern vermeiden:
Kinder mit Süßigkeiten zu trösten. Denn das konditioniert die Kleinen für später. Kinder verinnerlichen dann oft, dass sich Probleme mit Süßem lösen lassen, und das Ergebnis ist nicht selten der berühmte Kummerspeck.